Mikrobiologie
01. 10. 2021

Bakterielle Harndiagnostik – Nativharn oder Eintauchnährböden

Sehr geehrte Frau Kollegin! Sehr geehrter Herr Kollege!

Unser Mikrobiologie-Labor hat sich in den letzten Jahren zu einem der größten im niedergelassenen Bereich in Österreich entwickelt. Durch die stark steigende Anzahl an Proben ergeben sich laufend neue medizinisch-fachliche und organisatorische Herausforderungen. Im Folgenden übermitteln wir Ihnen einige Informationen zu Qualitätsstandards, deren Einhaltung dazu beiträgt, dass wir auch in Zukunft den hohen Ansprüchen, die wir selbst aber auch unsere Zuweiser an uns stellen, gerecht werden können.

Verwendung von Eintauchnährböden:

Zur Fragestellung der bakteriellen Harndiagnostik – Nativharn oder Eintauchnährböden – dürfen wir unsere detaillierte Aussendung im November 2019, in welcher die Charakteristika der Kultur von Nativharn ebenso wie die Verwendung von Eintauchnährböden dargestellt werden, in Erinnerung rufen (Bakterielle Harndiagnostik)

Im Folgenden wollen wir ergänzend auf einige wesentliche Aspekte bei der Verwendung von Eintauchnährböden aufmerksam machen:

Einsendung von Eintauchnährböden

  • Ausgangspunkt für den kulturellen Nachweis von Erregern einer Harnwegsinfektion (HWI) soll ein sauber gewonnener Mittelstrahlharn sein.
  • Bitte Ablaufdatum der Nährböden beachten! Abgelaufene Nährböden sind meist ausgetrocknet und nicht auswertbar.
  • Benetzung der Nährböden unmittelbar nach Harnabgabe.
  • Vollständige Benetzung der Nährböden unbedingt notwendig. Benetzung durch Eintauchen in das Harnsammelgefäß.
  • Harn nicht in das Nährböden-Behältnis gießen! Nach Benetzung Nährböden gut abtropfen lassen. Restflüssigkeit im Transportbehältnis vermeiden.
  • > Vorortbebrütung im Inkubator bei 36 +/- 1°C (mindestens 18 Stunden, maximal 24 Stunden) vor der Einsendung. Nährböden in stehender Position. > Falls kein Inkubator vorhanden ist: Vorortlagerung der benetzten Nährböden maximal 24 Stunden bei Raumtemperatur vor der Abholung.
    > Bei der Einsendung unbedingt vermerken, ob die Nährböden schon im Inkubator bebrütet wurden oder nicht.
  • Falls die Harnmenge für eine ordnungsgemäße Benetzung nicht ausreicht, ersuchen wir jedenfalls um Einsendung der Nativharnprobe.

Keimzahlbestimmung auf Eintauchnährböden
Die Keimzahlbestimmung erfolgt optisch nach folgender Vorlage:

Abbildung 1: Auswertungsschema Keimzahlbestimmung

Die Keimzahlbestimmung, als absolut notwendiger Teil des mikrobiologischen Befundes ist nur bei vollständiger Benetzung der Nährböden möglich (siehe Abbildungen 2, 3, 4)!

Abbildung 2: Nährboden nur am Rand benetzt; Keimzahl nicht bestimmbar

Abbildung 3: Nährboden nur im unteren Drittel benetzt; Keimzahl nicht bestimmbar

Abbildung 4: Nährboden vollständig benetzt; KEIMZAHL BESTIMMBAR!

Wir empfehlen allerdings nach wie vor zum kulturellen Nachweis von HWI-Erregern primär einen Nativharn einzusenden und die Anwendung von Eintauchnährböden nur dann zu erwägen, wenn die gekühlte Aufbewahrung und der gekühlte Transport eines Nativharns in ein Mikrobiologielabor innerhalb von 24 Stunden nicht möglich ist.

Mit kollegialen Grüßen
Ihr Labors.at Facharztteam